„Ich hatte Riesenglück, meine Ausbildung hier zu machen“, sagt die angehende Fahrzeugsattlerin Cynthia Hering. „Der Beruf ist unglaublich abwechslungsreich und längst keine reine Männerdomäne mehr.“
Straubing/Rain. Bei Schulabsolventen steht der Beruf des Fahrzeugsattlers eher selten im Fokus. Das war auch bei Cynthia Hering nicht anders. Die 23-Jährige schloss nach ihrem Schulabschluss zunächst eine Ausbildung als Kraftfahrzeugmechatronikerin ab – und hat dabei für sich erkannt, dass zwischen diesem Beruf und ihrer Berufung eine zu große Lücke klafft. „In einem der – auch bei Frauen – beliebtesten gewerblich-technischen Berufe tätig zu sein, ist kein Garant für ein glückliches Berufsleben. Ich habe mir immer schon eine in alle Richtungen abwechslungsreiche berufliche Tätigkeit gewünscht. Deshalb habe ich beschlossen, eine weitere Ausbildung dranzuhängen, bei der sich Kreativität und Handwerk verbinden.“ Dass die Wahl auf den Handwerksberuf Fahrzeugsattler*in fiel, ist für die technikaffine Auszubildende „das Beste, was passieren konnte“. Denn trotz der oft schwierigen und manchmal auch schweren Arbeit fühlt sich die 23-Jährige in ihrem Beruf und vor allem an ihrer Arbeitsstelle in der Autosattlerei Freier „genau richtig“.
Ausbildung als Sattler*in – für Frauen ebenso attraktiv wie für Männer.
In vielen Handwerksberufen ist der Frauenanteil in den zurückliegenden Jahren nur gering angestiegen. Auch heute konzentrierten sich Frauen bei der Ausbildungssuche mehrheitlich auf kaufmännische Berufe und das Friseurhandwerk. Aber: Schon Ende der 1980er-Jahre gab es in der Autosattlerei Freier die erste Auszubildende. „Damals haben wir Neuland betreten“, sagt der Seniorchef Harald Freier. Inzwischen hat der traditionsreiche Familienbetrieb Erfahrung damit, wie es gelingen kann, dass Frauen im Sattlerhandwerk eine Zukunft für sich sehen können.
„Damit mehr Frauen ins Handwerk gehen, müssen sich die Handwerksorganisationen und die Handwerksbetriebe stärker für ein gutes Betriebsklima einsetzen und die Vereinbarkeit von Familie und Handwerk stärken“, stellt Harald Freier fest. Der erfahrene Sattlermeister hat den in den 1930er-Jahren von seinem Großvater gegründeten Handwerksbetrieb von seinem Vater übernommen und führt ihn heute gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian Freier, der ebenfalls längst den Meistertitel trägt.
3-jährige Ausbildung als Fahrzeugsattler*in.
Die Ausbildung als Sattler*in gibt es in drei Fachrichtungen: Reitsportsattlerei, Fahrzeugsattlerei und Feintäschnerei. Fahrzeugsattler sind, so kann man es häufig nachlesen, überwiegend in Zulieferbetrieben der Automobilbranche tätig und arbeiten dort mit Plänen und Schablonen. Die Auszubildende Cynthia Hering sieht solche Verallgemeinerungen durchaus kritisch: „In der Berufsschule sehe ich den Wert meiner Ausbildung. Ich lerne in der Autosattlerei so viel mehr; bin zwar die Auszubildende, aber nie der Fußabtreter – und ich fühle mich nicht alleine gelassen, bei keiner Arbeit. Wir gehen hier in alle Richtungen und arbeiten zum Beispiel für Autohäuser, Boots- und Flugzeugeigner, für Oldtimer- und Sportwagenliebhaber und für Industrie- und Pharmaunternehmen. Das alles ist sehr, sehr abwechslungsreich. Und du kriegst immer wieder neue Herausforderungen. Jeder Tag hält eine kleine Überraschung für dich bereit, was die ganze Sache so besonders macht. Nach Schema F zu arbeiten ist unmöglich. Und weil die Stimmung so gut ist, kannst du hier selbst in stressigen Situationen noch lachen. Ich weiß also sehr genau, warum ich um meinen Ausbildungsplatz oft beneidet werde.“
Dass sich die beiden Sattler-Meister Harald und Sebastian Freier gerne Zeit für eine gute, fundierte Ausbildung nehmen, beweisen sie nicht nur in ihrer Autosattlerei, sondern auch als Ausbilder am Bundesfachzentrum in Mainburg. Für eine bestmögliche Wissensvermittlung braucht es ihrer Meinung nach mehr als graue Theorie. „Unsere Auszubildenden sind vom ersten Tag an voll ins Team integriert. Wir führen sie schrittweise an alle Arbeiten heran, erklären die jeweils notwendigen Handgriffe und geben ihnen vor allem die Zeit und das Material zum Üben“, erläutert Harald Freier. Für die Auszubildende Cynthia Hering eine tolle Erfahrung. Denn sie führt keine „Hilfsarbeiten“ aus, sondern kann beispielsweise schon komplette Sitzbezüge anfertigen und Autositze neu beziehen, erledigt einzelne Bootssattler-Arbeiten und stellt sogar Campingplanen her. Der Anreiz, das zu schaffen, ist groß: Im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks haben Auszubildende der Autosattlerei Freier schon etliche Male auf Kammerebene, Landesebene und Bundesebene im Wettbewerbsberuf Fahrzeugsattler gewonnen. „Ich möchte das auch schaffen. Und ich habe die besten Voraussetzungen“, stellt die angehende Fahrzeugsattlerin fest.
Größte Sorgfalt und volle Konzentrationsfähigkeit, ein gutes Mathematik-Grundwissen sowie handwerklich-künstlerisches Talent sind zum Erlernen und Ausüben des Handwerksberufs Fahrzeugsattler*in unabdingbar, weiß Cynthia Hering. „Wer alle paar Minuten auf sein Smartphone starrt, um Smileys und Emojis zu verteilen, wird niemals eine gerade Naht zustande bringen. Selbst hier nicht, wo das Zwischenmenschliche die vielschichtige Ausbildung beflügelt.“
Nach der Gesellenprüfung möchte Cynthia Hering so rasch wie möglich den Meisterkurs der Sattler-Innung Südbayern im Bundesfachzentrum in Mainburg besuchen, um sich die theoretischen und praktischen Fachkenntnisse anzueignen. „Der inzwischen einzige bundesweite Vollzeitkurs für die Berufsgruppe der Sattler- und Feintäschner ist mein Ziel. Wenn du kreativ und selbstbestimmt arbeiten willst, dann ist dieser Berufsweg goldrichtig.“ Goldrichtig, weil es heißt, Handwerk hat goldenen Boden? Was ist dran an diesem Sprichwort?
Meistertitel anstatt Bachelor – oftmals eine gute Entscheidung.
Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ist das durchschnittliche Lebensarbeitseinkommen eines Handwerksmeisters bzw. einer Handwerksmeisterin mit circa 2 Mio. Euro so hoch wie das eines Bachelorabsolventen. Allerdings brechen etwa dreißig Prozent der Studierenden ihr Bachelorstudium ab. Das Risiko, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein, ist für Handwerksmeister deutlich niedriger. Und die fortschreitende Digitalisierung stellt für Fahrzeugsattler*innen keine erkennbare Gefahr dar. Zwar ersetzt auch hier modernste Technik teilweise äußerst zeitaufwendige Arbeitsschritte, doch die Sattlerei ist kein hoch technisiertes Gewerk. Es gibt mehr als genug zu tun in diesem klassischen Handwerk, das nie langweilig wird.
Um mehr über den Ausbildungsbetrieb Autosattlerei Freier in Rain (in Ost-Bayern, zwischen Straubing/Niederbayern und Regensburg/Oberpfalz) zu erfahren, lohnt sich ein Blick auf die Website. Selbstverständlich werden in dem Betrieb auch Praktika angeboten – als Einstieg für eine top Ausbildungsstelle 2021 als Fahrzeugsattler*in.
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Freier Autosattlerei GmbH & Co. KG
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Vorzugsweise Leder und Stoffe nach allen Regeln der Kunst zu bearbeiten, dabei die Fadenspannung der Maschine(n) ebenso zu beachten wie die Qualität und Stärke des Nähfadens: Das macht den Unterschied aus. Autositze mit exakten Nähten und Pfeifen, Bootssattlerarbeiten (inkl. Hafenplanen) ohne Faltenwurf, Anhängerplanen, die sich nicht wellen und deren Ösen sauberst eingearbeitet sind, Lkw-Planen aus 650 Gramm starkem Material (pro Quadratmeter versteht sich) und so vernäht und verschweißt, dass sie einfach länger mehr aushalten, Autoteppiche mit handwerklich perfekten Roll-Einfassbändern, Cabrioletverdecke, die Fahrtwind und Wetter jahraus, jahrein trotzen und unendlich viel mehr – wir leisten das.
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