Start-up entwickelt emissionsfreie und autonom fahrende Boote. Prototyp am 7. August in Schleswig getauft. Die Boote sollen ab 2023 auf der Schlei verkehren. Viele weitere Regionen sind interessiert.
Schleswig, 9. August 2021 – Die Sektflasche ist zerschellt, der Rest wird nachhaltiger: Im Schleswiger Stadthafen hat am Samstag ein einzigartiges Verkehrsprojekt die Leinen losgemacht. Dort wurde der Prototyp ZeroOne der künftigen Schleiboote getauft und erstmalig zu Wasser gelassen. Für das HighTech-Startup Unleash Future Boats ist das ein wichtiger Meilenstein seiner Vision, die Schifffahrt umweltfreundlicher zu gestalten.
Die Gründer des Unternehmens, Stefanie (37) und Lars (38) Engelhard, entwickeln autonom fahrende und umweltfreundliche Schiffe. Sie verfügen über einen elektrischen Antrieb mit Brennstoffzellen und grünem Wasserstoff. Dadurch sind sie vollständig emissionsfrei – für die Luft (Kohlendioxid oder Stickstoff), für das Wasser (Schmierstoffe oder Diesel) und hinsichtlich Lärmbelastungen.
Ab 2023 werden die zwölf Meter langen Schleiboote Passagiere vom Schleswiger Hafen zum UNESCO Welterbe Haithabu, einem Wikinger-Museum, transportieren. Die Region Schleswig ist der Pilotstandort für das innovative Mobilitätskonzept, die Nutzung von Liegeplätzen und Anlegestegen ist bereits zugesichert. Pünktlich zur Taufe liegen auch ein internationaler Bootsschein sowie eine weltweit gültige Versicherung als autonomes, emissionsfreies Boot für den Prototypen vor.
ZeroOne erkundet nun teilautonom die spätere Einsatzstrecke der Schleiboote. Zukünftig sollen sie vollautonom unterwegs sein. Dafür haben die Engelhards neuartige smarte Sensoren erfunden, die für autonomes Fahren auf dem Wasser notwendig sind. Die Kleinfähren werden digital vernetzt und in Zukunft on demand verfügbar sein; Fahrgäste können sie dann per App bestellen.
Die Schleiboote sind ein wichtiges Innovationsprojekt für die Region. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz sagte bei der Taufe: „Die Zukunft gehört denen, die die technologischen und klimatischen Herausforderungen unserer Zeit annehmen und daraus wirtschaftlich tragfähige Konzepte entwickeln. Für den Technologiestandort Schleswig-Holstein stellt die Entwicklung emissionsfreier Schiffsantriebe – gepaart mit Konzepten für eine autonomen Mobilität – mehr und mehr ein Markenzeichen dar, das uns weit über die Landesgrenzen bekannt macht.“
Die Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen, Taufpatin der ZeroOne, sagte: „Für den Wirtschaftsstandort Schleswig und für das ganze Land ist der Prototyp ZeroOne als erstes voll digitales, emissionsfreies Boot seiner Art deshalb von sehr großer Bedeutung. Es schafft einen zentralen Anknüpfungspunkt für viele weitere innovative Projekte in der Region. Vor allem aber hat es das Zeug, zum Aushängeschild eines Technologiestandorts zu werden, weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus.“
Neben dem Bund und dem Land Schleswig-Holstein unterstützt auch die Wirtschaft Unleash Future Boats. Der Duisburger Hafen begleitet das Projekt im Rahmen seines Accelerator-Programms. Und Würth ELEKTRONIK ist über ihr Startup-Scoutings auf die Engelhards aufmerksam geworden und hat eine Partnerschaft initiiert. Das Unternehmen hilft beim Aufbau eines Funknetzes und im Business Development. Ein Ausbau der Kooperation ist in Planung. Zudem ist die Idee von der UN als Nachhaltigkeits-Projekt anerkannt.
Im Juni wurde ZeroOne in Berlin auf dem Greentech Festival präsentiert, auf dem innovative und nachhaltige Technologien und Produkte vorgestellt werden. Die Festival-Gründer Marco Voigt und Nico Rosberg zeigten sich sehr begeistert von dem Projekt und haben den Prototypen signiert.
Neben Schleswig-Holstein haben weitere Regionen und Gemeinden im In- und Ausland Interesse an den Schleibooten bekundet. Sie können für den öffentlichen und touristischen Personenverkehr ebenso wie für den Transport von Gütern eingesetzt werden. Auch als Haus- oder Fischerboote sind sie geeignet. Die Schleiboote sind niedrigwassertauglich. Das macht sie gerade für die Logistik interessant, da hier aufgrund der heißer werdenden Sommer durch Niedrigwasser immer wieder Lieferketten unterbrochen werden. Durch ihren autonomen Betrieb können die Schleiboote ökonomisch besonders sinnvoll eingesetzt werden.
Neben der Entwicklung der Schleiboote plant Unleash Future Boats, ihre grüne Antriebstechnologie für das Umrüsten von maritimen und Binnenschiffen anzubieten. Auch die Sensorsysteme für autonomes Fahren und die Software-Lösungen für eine digitale Vernetzung von Schiffen, beispielsweise für den Betrieb on demand oder für vorausschauende Wartungslösungen, sollen perspektivisch modular als eigene Geschäftsbereiche angeboten werden.
Lars und Stefanie Engelhard verfügen beide über umfassende Erfahrungen in der Automobilindustrie und waren dort für autonomes Fahren, Connect, Sensorik, Hochfrequenztechnik und Funkübertragung verantwortlich. Jetzt planen sie den Technologietransfer aufs Wasser. Unterstützt werden sie von einem Team aus Experten für Schiffsbau, Künstliche Intelligenz, Serienentwicklung und Business Development.
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emissionsfreie, autonom fahrende Schiffe
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