Hamburg (ots) –
Stand-up-Künstlerin Enissa Amani gehört zur ersten Riege der Entertainerinnen in Deutschland und füllt selbst den New Yorker Comedy Cellar, den wichtigsten Comedy-Club der Welt. Auf und hinter der Bühne positioniert sich die Vierzigjährige deutlich gegen Diskriminierung und ihre unbeugsame politische Haltung könnte sie demnächst sogar ins Gefängnis bringen: Weil sie seit Herbst 2018 den AfD-Politiker Andreas Winhart wiederholt öffentlich beleidigte, wurde sie zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt. Der AfD-Politiker hatte sich zuvor im Wahlkampf immer wieder rassistisch geäußert. „Ich bin zu Recht verurteilt worden. Ich habe ihn einen Rassisten genannt, einen Idioten und Schlimmeres. Und das aus vollem Herzen“, sagt die Bühnenkünstlerin jetzt im Interview mit EMOTION (Ausgabe 3/2022 ab morgen im Handel, emotion.de). Sie hat entschieden, die 1800 Euro nicht zu zahlen, sondern eher 40 Tage ins Gefängnis zu gehen und wartet auf Nachricht zum Haftantritt. Ihr Ziel? Ein Zeichen setzen. Denn für sie ist die Frage: „Warum darf ein Nazi in Deutschland so eine faschistoide Rede halten und kommt frei davon?“
Ihre klare politische Haltung und ihr Engagement gegen Rassismus wurzelt auch in ihrer Herkunft. Enissa Amanis Vater, ein Literaturwissenschaftler, und ihre Mutter, eine Ärztin, flüchteten 1985 mit ihr vor politischer Verfolgung aus dem Iran. Sie diskutierten mit ihrer heranwachsenden Tochter über Religion, Sozialismus und Karl Marx, ihr Vater war der Erste, der ihr den Begriff Feminismus erklärte. „Meine Mutter hat immer gegen das klassische Frauenbild gekämpft und findet nicht gut, wenn ich sage: Ich finde das aber schön, wenn ich meinem Mann Tee bringen darf. Sie sagt, ich mache kaputt, wofür sie und andere 40 Jahre gearbeitet haben.“ Und sie räumt ein, dass sie aus Rebellion gegen die feministische Mutter manchmal einen konservativen Kurs einschlägt.
Trotz solcher Widersprüche hinterfragt sie heute, was ihre freie Wahl ist und was das Patriarchat ihr anerzogen hat. Nur beim Thema Körperflüssigkeiten zieht sie die Grenze – wenigstens im Privaten. „Ich hab mit einer befreundeten Aktivistin über die Tabuisierung der Periode gesprochen. Mir ist klar, dass in den meisten Gesellschaften der Körper von Frauen kontrolliert wird und dass die Periode nur ein Aspekt davon ist. Aber die Middle Eastern-sozialisierte Enissa in mir findet, dass alle Körperflüssigkeiten von allen komplett tabuisiert werden sollten“, erklärt die Künstlerin. „Ich bin so erzogen, dass man den Raum verlässt, wenn man sich die Nase putzt, nicht nur bei Tisch. Ich halte das auch nicht aus, wenn Freundinnen die Tür zur Toilette auflassen. Einen Mann würde ich bei sowas rausschmeißen. In einer idealen Welt weiß mein Mann nicht, dass ich schon jemals urinieren war.“
Am 19. Mai wird die Künstlerin auch auf der EMOTION-Bühne stehen: Sie ist zum zweiten Mal als Speakerin beim EMOTION Women’s Day (EWD) dabei, der großen Frauenkonferenz in Hamburg.
EMOTION bietet Inspiration und Impulse für Frauen, die ihr Leben selbstbestimmt gestalten und sich weiterentwickeln wollen. EMOTION ist Teil der INSPIRING NETWORK GmbH & Co. KG. Neben dem Frauenmagazin EMOTION und EMOTION.DE gehört dazu auch das Veranstaltungs- und Weiterbildungsangebot von EMOTION.events und die Philosophie-Zeitschrift HOHE LUFT.
EMOTION erscheint seit November 2009 in der EMOTION Verlag GmbH zu einem Copypreis von 4,90 Euro.
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