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Unterwegs auf dem Louisiana Civil Rights Trail: Die Geschichte von Leona Tate und den „McDonogh Three“

Der Monat Februar wird jedes Jahr vor allem in den USA als Black History Month gefeiert und würdigt in dieser Form die Geschichte, Kultur und Errungenschaften von Afroamerikaner*innen. Eine von ihnen ist Leona Tate, die 1960 als Sechsjährige gemeinsam mit zwei weiteren Mädchen als die sogenannten „McDonogh Three“ in die Geschichtsbücher einging: Sie waren die drei ersten schwarzen Schülerinnen, die eine Schule in New Orleans besuchen durften – und das war damals alles andere als einfach.
Letztes Jahr eröffnete Tate in ihrem ehemaligen Schulgebäude ein Informationszentrum, das Besuchern ihre Geschichte eindrucksvoll nahebringt. Man findet es als neueste Wegmarkierung auf dem Louisiana Civil Rights Trail und es ist definitiv einen Besuch wert.

Leona Tates erster Schultag vor knapp 62 Jahren markiert einen Höhepunkt im Kampf um die Rassentrennung an Schulen im US-Bundesstaat Louisiana. Zwar hatte der Supreme Court, das oberste Gericht der Vereinigten Staaten, schon 1954 geurteilt, dass die Rassentrennung in Schulen gegen die Verfassung verstoße und daher aufgehoben werden sollte. Doch die südlichen Bundesstaaten wehrten sich gegen die Durchsetzung, so wie sie sich schon jahrzehntelang gegen gleiche Rechte für schwarze Bürger gewehrt hatten.
Schließlich setzte ein Bundesrichter dem US-Bundesstaat Louisiana ein Ultimatum: Zu Beginn des Schuljahres am 14. November 1960 sollten erstmals afroamerikanische und weiße Schüler*innen gemeinsam zugelassen werden.

Anhand eines Eignungstests im Jahr zuvor hatte man nach geeigneten Kandidatinnen gesucht. Die drei Mädchen Leona Tate, Gail Etienne und Tessie Prevost bestanden die Prüfung und wurden an der Grundschule McDonogh #19 im Bezirk Lower 9th Ward von New Orleans aufgenommen, sowie ein weiteres Mädchen namens Ruby Bridges an der William-Frantz-Grundschule im Nachbarviertel.
Doch damit war die Segregation noch längst nicht aus dem Weg geräumt. Vielmehr mussten Federal Marshals die Kinder durch eine johlende weiße Menschenmenge in die Schule geleiten. Leona wusste damals nicht, wie ihr geschah – die Mädchen dachten, es sei Mardi Gras und eine Parade würde gleich zu sehen sein.
Doch dem war nicht so. Die weiße Gesellschaft sträubte sich gegen das, was da passierte. Viele Eltern behielten ihre Kinder bereits an dem Tag zuhause, andere schickten ihre Kinder später auf Schulen in Nachbarbezirken. Auch weigerten sich Lehrer teilweise, die Mädchen zu unterrichten.
Schlussendlich hatten Leona, Gail und Tessie die Schule während der ersten Klasse ganz für sich allein. Die Proteste hielten an, tagtäglich wurden die drei zur Schule und zurückbegleitet, auch die Elternhäuser wurden polizeilich bewacht. Die Fenster des Klassenraums wurden zum Schutz der kleinen Mädchen mit Papier abgeklebt, die Pausen durften sie nicht draußen verbringen.
Die „McDonogh Three“ wurden die Gesichter der Integration von Afroamerikaner*innen in New Orleans – eine Erfahrung, die Leona Tates ganzes Leben geprägt hat, auch wenn ihr erst sehr viel später bewusst wurde, dass sie eine Pionierin der Bürgerrechtsbewegung war. 2009 gründete sie The Leona Tate Foundation for Change, mit der sie auch heute noch zu einem multikulturellen Bewusstsein in der Gesellschaft beitragen möchte.
Genau 10 Jahre später, 2019, konnte ihre Foundation die ehemalige Schule McDonogh #19 erwerben. Nach ausgiebiger Sanierung konnte Leonas Vision einer Bildungsstätte für „ihr Stadtviertel“ 2020 endlich in die Tat umgesetzt werden. So befinden sich heute im Erdgeschoss das Tate, Etienne, and Prevost (TEP) Interpretive Center, sowie Wohnungen für sozial schwächere Senior*innen im ersten und zweiten Stock.

Das TEP Center ist ein Informationszentrum, in dem die Geschichte von damals eindrucksvoll dargestellt wird, ein Ort, an dem gelehrt, gelernt und diskutiert wird – und ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, wie komplex die Geschichte und Kultur von Afroamerikaner*innen in den USA tatsächlich ist.

Darauf ist die mittlerweile 67-jährige Leona Tate natürlich mächtig stolz – und das kann sie auch sein:
Anfang des Monats wurde die ehemalige Grundschule McDonogh #19 gemeinsam mit einem weiteren Schauplatz („Camp Beauregard“) als sogenannter Trail Marker auf dem U.S. Civil Rights Trail offiziell anerkannt.

U.S. Civil Rights Trail / Louisiana Civil Rights Trail

Der U.S. Civil Rights Trail verknüpft seit 2018 die wichtigsten Schauplätze der US-Bürgerrechtsbewegung in 14 US-Bundesstaaten, hauptsächlich im Südosten des Landes, sowie in der US-Hauptstadt Washington D.C. Er führte anfangs zu 60 und mittlerweile zu mehr als 130 Orten, an denen zwischen 1954 und 1969 im Kampf für die Gleichberechtigung von Weißen und Afroamerikaner*innen Geschichte geschrieben wurde: zu Kirchen, Schulen, Gerichtssälen und vielen weiteren historisch geprägten Orten.

Der Louisiana Civil Rights Trail ist der Abschnitt des U.S. Civil Rights Trail, der durch den Pelican State führt. Er wurde im Februar 2021 offiziell ins Leben gerufen. Letztendlich wird es hier über ein Dutzend Trail Marker geben, die nach und nach bekanntgegeben werden. Momentan gibt es in Louisiana sechs dieser Wegmarkierungen.

Aktionen wie der erste Bus-Boykott der Nation in Baton Rouge, die Sit-In-Proteste auf der Canal Street in New Orleans oder der 105-Meilen-Marsch von Bogalusa zum Baton Rouge State Capitol machten Louisiana zu einer der führenden Regionen der modernen Bürgerrechtsbewegung. Pastoren, Studenten, Anwälte, Geschäftsleute oder Hauswirtschaftspersonal – Bürger aus allen Schichten und Lebensbereichen fanden sich zu friedlichen Protesten zusammen, um sich für die Aufhebung der Rassentrennung, für Gleichberechtigung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt und für das Wahlrecht einzusetzen. Die Geschichte der Bewegung hat über die Jahrzehnte die Menschen inspiriert.
Umso schöner ist es, dass die Zahl der Trail Marker bzw. Wegmarkierungen entlang des U.S. Civil Rights Trail stetig wächst. Sie zeugen von dem Mut und Stolz der Held*innen der Bürgerrechtsbewegung und erzählen Hintergründe, klären auf, erinnern, rütteln wach – vielleicht ist es genau das, was die Menschheit braucht, damals wie heute.

Die Geschichte des Black History Month

Seinen Ursprung hat der Black History Month in den USA. Im Jahr 1926 initiierte der Historiker Carter G. Woodson erstmals eine Woche, in der die Leistungen von Afroamerikaner*innen in den Mittelpunkt gestellt wurden. Dabei wählte Woodson bewusst den Februar, denn so fällt der Black History Month mit den Geburtstagen wichtiger Schlüsselfiguren der afroamerikanischen Geschichte zusammen: Abraham Lincoln, Frederick Douglas und Langston Hughes. Ein halbes Jahrhundert später, 1976, wurde die jährlich wiederkehrende Wochenfeier auf den ganzen Monat Februar ausgeweitet. Seitdem wird der Black History Month jedes Jahr begangen und fand in den 1990er Jahren auch in Deutschland Einzug. Mit der weltweiten Black-Lives-Matter-Bewegung ist das Thema Rassismus im Alltag heutzutage aktueller denn je.

Textquellen: LeonaTateFoundation.org, NOLA.com, Spiegel.de, Louisianacivilrightstrail.com, USEmbassy.gov, Wiechmann.de

Die Stadt New Orleans und der Staat Louisiana gehören zu den schönsten Regionen der US-Südstaaten. Sie begeistern Besucher mit kulinarischen Highlights, mitreißender Musik, kultureller Vielfalt, faszinierender Natur und der typischen Gastfreundschaft der Südstaaten. Weitere Informationen unter www.neworleans.de und www.louisianatravel.de

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Bildquelle: Louisiana Office of Tourism/Leona Tate Foundation

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