Gesprächsplattformen, die denken, argumentieren und kommunikativ wie Menschen sind – das Artifical Intelligence (AI)-Start-up Kami unterstützt mit seinen virtuellen Online-Assistenten Unternehmen.
Durch permanente Gesprächsanalyse sammelt die Maschine Kundenwissen und hilft damit bei der Entwicklung besserer Strategien und Produkte sowie der Automatisierung des Kundenservice.
Die Produkte des Start-ups, Kami Relate und Kami Analytics, laufen über große Messaging-Plattformen wie Facebook, Skype und WeChat und unterstützen verschiedene Sprachen. „Sie aktivieren virtuelle Agenten und Chatbots, um Konversationen zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen und neue Erkenntnisse aufzubauen. Ziel ist es, Firmen und Marken dabei zu helfen, Reichweite, Kundenloyalität sowie Leistungs- und Entscheidungsfähigkeit zu optimieren,“ so Kami CEO Alex Cheung. Er gründete das Unternehmen 2015 zusammen mit seinem früheren Kollegen Simon Ho. Die beiden Hongkonger lernten sich während ihrer Tätigkeit für cherrypicks, ein mobiles Marketingunternehmen, kennen. Dort designte Cheung 2006 den weltweit ersten mobilen Instant Messaging-Service.
„Wir bieten ein perfektes Werkzeug, um Kosten beim Kundenservice zu sparen, potentielle Kunden zu identifizieren und Leads zu generieren, was zu einer höheren Rendite führt,“ erläutert Cheung. Er ist überzeugt, dass eine intuitive Oberfläche, die personalisiertes Feedback erfasst, zu mehr Kundenengagement führt. Die Möglichkeit, sinnvolle Konversationen zu führen, helfe auch dem Kunden, bessere Entscheidungen zu treffen.
Um sich von den Wettbewerbern zu unterscheiden, reichte es laut Cheung nicht aus, sich auf Daten oder Algorithmen zu fokussieren. Daher entwickelte er Maschinen, die Schlussfolgerungen ziehen können. Zielgruppe waren zunächst der Banken- und Finanzsektor mit ihren patentierten Technologien. Cheung beschreibt sie als das Waze von AI. Waze ist eine gemeindebasierte Verkehrs- und Navigations-App. „Wenn Waze GPS-Daten mit Karten kombiniert, generiert die App Verkehrsbedingungs-Informationen für Routen- und Städteplanung. Durch die Verbindung von Dialogen mit Kontext der Kunden und ihren Entscheidungen erfasst Kami den menschlichen Entscheidungsprozess und macht menschliche Intelligenz übertragbar,“ so Cheung.
Kami verfügt über ein regionales Headquarter in Hongkong, ein Büro in Belfast und den Hauptsitz in UK. UK deshalb, weil das Start-up in diesem Jahr in das Startplanet Accelerator Programm aufgenommen wurde. Bei einem SmartPlanetNorthernIreland Start-up-Tag im März in Belfast wurde Kami mit dem Titel der meist investierbaren Firma ausgezeichnet und kam zudem in vier Kategorien in die engere Wahl bei den Alonics Awards in London. Auch in der Greater China-Region und darüber hinaus gibt es viel Interesse. So gewann das Unternehmen im Juni den Award als bestes Start-up während des ARM Demo Tages in Shanghai. Bis heute haben die Gründer Investitionen aus der AI-, Roboter- und Bankenindustrie erhalten.
Vielfältige Unterstützung
Während man sich in Hongkong auf die Kerntechnologie und die Software-Entwicklung konzentriert, ist London der Standort für Forschung und Entwicklung. Die größte Herausforderung ist nach Aussage von Cheung die Rekrutierung von Mitarbeitern, die in diesem Bereich der AI spezialisiert sind. „Als Teil des globalen UK Unternehmer Programms erhielten wir Unterstützung bei der Verbindung zu Studenten und Graduierten in UK. Zur selben Zeit haben wir uns mit ARM verbunden, dem weltgrößten Prozessor-Hersteller in Shanghai, der uns helfen wird, unser Forschungslabor in der Stadt aufzubauen,“ so Cheung.
An Hongkong als Standort für ein Start-up schätze er besonders die Vorteile für Unternehmen, wie etwa das Rechts- und Steuersystem, so Cheung. Hongkong ermögliche es Kami, als Technologiehub in der Greater China-Region zu agieren und Services für Firmen in Asien-Pazifik anzubieten.
AI-Ausbildung
Menschen neigten dazu, AI oder Maschinenlernen mit großen Datenmengen zu assoziieren, erklärt Cheung, und zu glauben, dass AI für Technologieunternehmen wie Google, Amazon, Baidu und Alibaba sei, die über große Mengen von eigenen Daten verfügten. Aus seiner Sicht habe AI aber Auswirkungen für alle Geschäftsbereiche. „Um ein Zitat des verstorbenen US-Wissenschaftlers Roy Amara zu benutzen: Menschen neigen dazu, die Effekte von Technologie in kürzeren Zeiträumen zu überschätzen, sie aber längerfristig zu unterschätzen. Dies gilt auch für Investoren. So war die Übernahme dieser Technologien in den letzten Jahren auch sehr langsam,“ bedauert Cheung.
Kami will das Verständnis für die Chancen der Technologie und die Services in verschiedensten Bereichen wecken und nutzt dazu Konferenzen und Events. „Wir bieten einen Beratungsservice, der aufzeigt, wie Firmen Nutzen aus den eigenen Daten ziehen und so ihre geschäftlichen Herausforderungen lösen können.“
Neben Blockchain und Fintech gehöre AI zu den heißen Themen in der IT-Industrie, ist Cheung überzeugt. Man werde künftig mehr Start-ups in diesem Bereich sehen. Zudem erwarte er in den kommenden Monaten größere Akquisitionen. Google, Intel und Apple konkurrierten um den Erwerb privater AI-Firmen, ebenso wie Uber, Samsung und Ford. Ford kaufte kürzlich für 1 Milliarde USD ARGO AI, ein Start-up, das ein selbstfahrendes Automobil entwickelt hat.
Neben dem Wettbewerb um AI-Firmen zwischen den multinationalen Unternehmen, werde die Branche einen höheren Reifegrad erreichen. „Start-ups, die sich als Experten speziell im Kundensupport etabliert haben, werden ihr Angebot bei den gesammelten Daten verfeinern. Technische Fortschritte werden etwa One-Shot-Lernen aus einzelnen Beispielen, das Zero-Shot-Lernen ohne vorheriges Beispiel und selbstentwickelnde System sein. Bei diesen werden sich Roboter durch generatives Design selbst herstellen,“ ist Cheung überzeugt.
Während der nächsten zwölf Monate liegt der Fokus von Kami darauf, auf Basis des Feedbacks von Kunden in der Asien-Pazifik-Region seine Angebote zu verbessern. Zwischenzeitlich soll eine flächendeckende Markteinführung im zweiten Quartal 2018 erfolgen.
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