Die Mehrheitsbeteiligung an der italienischen Firma Regola verstärkt das Produktsortiment für die sicherheitskritische Kommunikation in Leitzentralen und damit auch die Position bei künftigen Projektausschreibungen.
Organisches Wachstum durch Zukäufe konsequent ergänzen ist bei Frequentis ein fester Bestandteil der langfristigen Strategie. Allein seit dem Börsengang im Mai 2019 hat das auf sicherheitskritische Kommunikationslösungen spezialisierte Unternehmen aus Wien sechs Transaktionen abgeschlossen. Mit der jüngsten Transaktion beabsichtigt Frequentis, sich bei den Produkten und Services für sicherheitskritische Kontrollzentralen noch breiter aufzustellen. Mittel- bis langfristig will Frequentis in diesen Zielmärkten zur globalen Nummer Eins aufsteigen.
Eine Schlüsseletappe in diese Richtung werden soll die 51- prozentige Übernahme der italienischen Firma Regola. Zum Kaufpreis machten beide Seiten keine Angaben. Regola wird als eigenständiges Unternehmen unter der bisherigen Geschäftsführung von Massimiliano Palma weitergeführt und seine Bestandskunden weiter betreuen. Nach einer rund fünfjährigen Sondierungsphase für potenzielle Partner sei die Wahl auf Regola gefallen, weil die familiengeführte Gesellschaft zum einen mit ihren zuletzt rund fünf Millionen Euro Jahresumsatz und ihrem Produktportfolio Frequentis optimal ergänze, erläutert Robert Nitsch, Vizepräsident für Public Safety bei Frequentis. Zum anderen bringe Regola im Hinblick auf Innovationskraft die richtige Unternehmensphilosophie mit, um in Zukunft mit einem größeren Partner wie Frequentis von seinen eigenen eher lokalen Märkten in internationale Märkte zu expandieren.
Hauptprodukt von Regola ist die CAD-Produktfamilie UNIQUE, ergänzt durch Produkte wie Nowtice und FlagMii, bei denen Regola als externer Dienstleister Software und IT-Infrastruktur als Software as a Service anbietet. Mit diesem Sortiment ist Regola laut Nitsch eine ideale Verstärkung, um in Zukunft bei öffentlichen Aufträgen im Rahmen der Digitalisierung der Kontrollräume von Einsatzkräften zum Zuge zu kommen. Der Ausgangspunkt ist die zunehmende Ablösung des Digitalfunks durch den neuen Mobilfunkstandard LTE, welcher die Reaktionszeit von Einsatzkräften deutlich verbessern wird. Frequentis-Produkte wie die Multimediaplattform 3020 LifeX für Telefon und Digitalfunk adressieren das Zusammenwachsen und Bedienen von Sprache, Video, Daten und Bildern aus dem Kontrollraum in Richtung Einsatzleitung.
Aus der Kooperation mit Regola erwartet der Vorstandsvorsitzende Norbert Haslacher im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz im mittleren einstelligen Millionenbereich auf Euro-Basis. Als Zielgruppen in Frage kommen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste sowie kritische Infrastrukturen in den Industrien. Innerhalb Deutschlands hat Frequentis mit den Landesprojekten für Kommunikationssysteme der Bayerischen Polizei sowie der Feuerwehr und Polizei in Hamburg zwei Großaufträge abgeschlossen.
Zusammen mit Regola will Frequentis in den nächsten Jahren internationale Märkte aufrollen. Mittel- bis langfristig hat das Unternehmen die Region Asien, den Nahen Osten und Südostasien im Blick. Die nächste Schlüsseletappe ist jedoch der britische Markt. Branchenexperten erwarten, dass die Einführung der neuen Funktechnologie einen neuen Investmentschub bei der digitalen Ausstattung von Kontrollräumen auslösen wird. In den nächsten vier Jahren wird eine Reihe von Projekten ausgeschrieben.
Frequentis wird sich daran beteiligen und geht Nitsch zufolge davon aus, noch 2022 den ersten Auftrag von der Insel an Land ziehen zu können. Der strategische Fokus liege dabei nicht auf den großen Kontrollzentren, sondern Tier 2 Objekten mit bis zu 50 involvierten Arbeitsplätzen. Das Kalkül dahinter sei, auch Anbietern mit limitierten Budgets, unter anderem in ländlichen Regionen, zusätzliche Leistungen mittels SaaS anbieten zu können.
Gelingt es Frequentis im Verbund mit Regola, in den nächsten Jahren bei immer mehr Projekten zum Zuge zu kommen, wird sich dieser Trend positiv auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung des zweiten und damit kleineren Unternehmensbereichs Public Safety & Transport auswirken. Im Geschäftsjahr 2021 verzeichnete diese Sparte ein Umsatzplus von 18 Prozent auf 113,6 Millionen Euro und trug damit 34 Prozent zum Gesamtumsatz bei.
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