Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Onkologie bescheinigt der Homöopathie Evidenz
Eine neue S3 Leitlinie mit dem Titel „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ ordnet die Homöopathie dem Evidenz-Level IIB zu. Was bedeutet dies konkret? Die Evidenzklasse IIb bescheinigt einem medizinischen Verfahren Evidenz aufgrund von mindestens einer gut angelegten, quasi-experimentellen Studie. In der Leitlinie wurden unter Federführung der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG), der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie 155 Empfehlungen und Statements zusammengetragen. Die Leitlinie umfasst demnach die wichtigsten komplementären Verfahren und bewertet sie nach den Maßstäben der evidenzbasierten Medizin. Darunter befindet sich auch eine Studie zu Homöopathie(1), die stark positive Ergebnisse aufzeigte.
Homöopathie kann der Leitlinie zufolge adjuvant bei onkologischen Patienten zum Einsatz kommen
Die Autoren der Leitlinie kommen auf Basis der Studie zu der Bewertung, dass der Einsatz von Homöopathie in Form einer Erstanamnese und individueller Mittelverschreibung zur Verbesserung der Lebensqualität bei onkologischen Patienten adjuvant zur Tumortherapie erwogen werden kann. Leitlinien stellen systematisch entwickelte Entscheidungshilfen dar, um angemessen auf bestimmte Gesundheitsprobleme reagieren zu können. Ihr Ziel ist es, die medizinische, qualitativ hochwertige und transparente Versorgung von kranken Menschen zu fördern. In der Leitlinie zur Komplementärmedizin nicht mehr berücksichtigt wurde eine aktuelle Studie von Prof. Michael Frass(2), die außerhalb des Recherchezeitraums im Oktober 2020 publiziert wurde. Sie wurde dennoch in der Leitlinie vorgestellt. Auch deren Ergebnisse zeigten eine „signifikante Verbesserung der Lebensqualität der Homöopathiegruppe im Vergleich zur Placebogruppe nach neun und 18 Wochen“, heißt es in der Leitlinie. Auch die mediane Überlebenszeit der Patienten in der Homöopathiegruppe war im Vergleich zur Kontroll- und Placebogruppe deutlich länger, stellen die Autoren heraus.
Homöopathie und andere komplementäre Methoden können sich positiv auswirken
Ziel der Leitlinie ist es, allen in der Onkologie tätigen Gesundheitsexperten ein Nachschlagewerk zu eröffnen. Sie sollen damit Fragen von Krebspatienten evidenzbasiert beantworten und Empfehlungen aussprechen können. Die Autoren sprechen sich zugleich für weitergehende Forschung mit Blick auf Nebenwirkungen und Interaktionen von komplementären Methoden aus. Sie betonen, dass sich nach der aktuellen Forschungslage komplementär-medizinische Methoden positiv auf bestimmte Nebenwirkungen der Krebstherapie und die Lebensqualität der Patienten auswirken können.
(1) Frass, M., Friehs, H., Thallinger, C., Sohal, N. K., Marosi, C., Muchitsch, I., Oberbaum, M. (2015): Influence of adjunctive classical homeopathy on global health status and subjective wellbeing in cancer patients – A pragmatic randomized controlled trial. In: Complementary Therapies in Medicine, 23(3), 309-317.
(2) Frass, M., Lechleitner, P., Gründling, C., Pirker, C., Grasmuk-Siegl, E., Domayer, J., Muchitsch, I. (2020): Homeopathic Treatment as an Add-On Therapy May Improve Quality of Life and Prolong Survival in Patients with Non-Small Cell Lung Cancer: A Prospective, Randomized, Placebo-Controlled, Double-Blind, Three-Arm, Multicenter Study. In: The oncologist, 25(12), e1930-e1955.
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