Seit Anfang Oktober verzeichnet die bundesweit tätige Selbsthilfeinitiative zu Impfkomplikationen wiederum einen deutlichen Anstieg von Anfragen potenzieller Impfgeschädigter der Corona-Immunisierung.
Wie der Leiter des ehrenamtlichen Angebots, Dennis Riehle (Konstanz), aktuell mitteilte, seien darunter vornehmlich Erst- und Zweitgeimpfte, deren Piks schon Monate zurückliegt. Es gibt daneben Betroffene eines Post-Vac-Syndroms im Rahmen der Boosterung, darunter auch eine zunehmende Anzahl von Viertgeimpften, die unter übermäßigen Nebenwirkungen eines erst jüngst verabreichten Vakzins leiden und nach den ersten drei Impfungen noch keine Symptome einer Komplikation zeigten. „Aufgrund der ersten Meldungen über solche Fälle sollte nochmals dringend geprüft und abgewogen werden, ob der Mehrwert der zweiten Auffrischung die etwaigen Risiken eines Post-Vac-Geschehens tatsächlich in jedem Fall überwiegt oder ob die hohe Frequenz an Impfungen der letzten zwei Jahre – teilweise erhalten Personen schon die fünfte Injektion – das Immunsystem nicht langsam aber sicher überlastet und der Nutzen, der mit jeder weiteren Boosterung geringer wird, noch vertretbar und verhältnismäßig ist. Denn aus der Erfahrung zeigt sich, dass bei immer kürzeren Intervallen der Pikse letztlich nur noch wenig Immunantwort durch den Körper erwartet werden kann und die Gefahr von Nebenwirkungen eines strapazierten Organismus anwächst. Immerhin muss jede Impfung mit einer milden Infektion gleichgesetzt werden und hat damit auch das Potenzial, Long-Covid-ähnliche Beschwerden beim Immunisierten zu hinterlassen“.
Riehle stellt im letzten Vierteljahr eine deutliche Tendenz zu neurologischen und kardiologischen Symptomen fest, welche Betroffene eines Impfschadens berichten und vom Arzt entsprechend attestieren lassen: „Ganz vorne dabei sind Erschöpfung, Schmerzstörungen, Missempfindungen, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen, aber auch Atemnot, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Blutdruckschwankungen und Sehstörungen. Dagegen werden rheumatische, immunologische und psychiatrische Probleme mittlerweile seltener genannt als noch in 2021. Akute Polyneuropathien wie das Guillain-Barré-Syndrom und ernsthafte Kardiomyopathien können dagegen öfter als noch vor einem Jahr bei Patienten einer Impfkomplikation nachgewiesen werden“, erklärt Riehle. Der 37-Jährige ist selbst seit über 15 Monaten an einem Post-Vac-Syndrom erkrankt und berät Impfgeschädigte aus der ganzen Republik: „Seit Beginn unserer Selbsthilfeinitiative haben sich bis heute knapp 3500 Personen gemeldet und um Hilfestellung in diversen Fragen gebeten. Insbesondere wird sich nach behandelnden Ärzten und Therapiemöglichkeiten erkundigt. Allerdings sind die Spezialambulanzen bis weit ins Jahr 2023 ausgelastet, weshalb an niedergelassene Haus- und Fachärzte verwiesen werden muss. Dort ist man aber häufig überfordert und hat Berührungsängste mit einer Impfkomplikation, die ja auch nur symptomatisch, aber nicht ursächlich therapiert werden kann“, sagt Riehle.
Gleichsam geht es um Anliegen wie Krankschreibung, Schwerbehinderung, Entschädigung, Erwerbsminderung, Pflegebedürftigkeit oder Sozialleistung für den Fall, wonach es durch das Post-Vac-Syndrom zu einer längerfristigen Einschränkung der Arbeitsfähigkeit kommt und in der Konsequenz nicht selten ganze Familien unverhofft in akute soziale und wirtschaftliche Not gestürzt werden. „Da heißt es dann, auch seelsorgerliche Unterstützung anzubieten“, erklärt der Psychologische Berater vom Bodensee, der mit seiner Impfkomplikation pragmatisch umgeht und keine Empfehlung gegen das Immunisieren aussprechen möchte. Stattdessen ermutigt er zu überdachter und abgestufter Einzelfallentscheidung auf Basis möglicher Vorerkrankungen, Unverträglichkeiten, Anfälligkeit für Impfnebenwirkungen und der Frage, inwieweit eine Immunisierung in der jeweiligen Lebenssituation nötig ist: „Wenn man wenig soziale Kontakte hat und nicht zu den vulnerablen Gruppen und Altersschichten gehört, sollte die Erforderlichkeit für einen weiteren Piks kritisch hinterfragt werden und nicht blindlings eine zusätzliche Impfung im Vorbeigehen mitgenommen werden“, resümiert Riehle und führt hierzu noch abschließend aus: „Betroffene von Impfschäden sind ja eben gerade keine Impfgegner, denn sie haben sich in der Regel aus Überzeugung immunisieren lassen und wollten sich vor dem Virus schützen. Dass ihr Vertrauen in die Spritze durch ein Post-Vac-Syndrom leidet und auf die Probe gestellt wird, ist vollkommen nachvollziehbar. Trotzdem werden sie deshalb nicht zu Querdenkern, ganz im Gegenteil“.
Die Selbsthilfeinitiative berät Betroffene und Angehörige bundesweit kostenlos und ist über die Webseite www.selbsthilfe-post-vac-syndrom.de erreichbar.
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