Pädiatrische Patienten mit Hirntumor sprechen auf Viren an – Neurochirurgie für Bonn informiert
BONN. Als Gliome bezeichnet man Hirntumoren, die diffus in gesundes Hirngewebe hineinwuchern und daher chirurgisch schwer zu entfernen sind. Im Kindes- und Jugendalter sind sie zwar äußerst selten, haben aber nach wie vor eine ungünstige Prognose: „Trotz Chemotherapie und Bestrahlung liegt die mittlere Lebenserwartung nach der Diagnose bei weniger als einem Jahr“, schildert Prof. Dr. med. Veit Braun, der die neurochirurgische Abteilung am Diakonie Klinikum Jung-Stilling (Siegen) leitet. An neuen Therapieoptionen für Gliome wird daher intensiv geforscht. Ein erfolgversprechender Ansatz ist die Behandlung mit sogenannten onkolytischen Viren: Dabei werden Tumorzellen gezielt mit speziell präparierten Viren infiziert. Diese töten die Krebszellen entweder direkt ab oder aktivieren das körpereigene Immunsystem, damit die tumorinfiltrierten T-Zellen die mit dem Virus infizierten Krebszellen abtöten. Gute Erfahrungen wurden mit diesem Verfahren bereits bei malignen Melanomen gemacht. Seit 2015 ist das Präparat Talimogen laherparapvec in Deutschland zur Melanom-Behandlung zugelassen.
Hirntumor Spezialist für Bonn verweist auf Studie zu Viren-Therapie bei Gliom
In einer kürzlich im New England Journal of Medicine publizierten Studie(1) hat eine spanische Forschergruppe zwölf jugendliche Gliom-Patienten einmalig mit einem Adenovirus behandelt. Im Anschluss daran erhielten elf der Patienten eine hochdosierte Bestrahlungstherapie. Die Oberfläche des Virus wurde im Rahmen der Studie mit sogenannten Integrinen angereichert. Sie helfen dabei die Krebszellen zu identifizieren. Über eine Veränderung im Genom lässt sich sicherstellen, dass sich die Viren nur in den Krebszellen vermehren. Das Virus DNX-2401 wurde nach der Biopsie des Tumors einmalig über eine dünne stereotaktisch in den Tumor vorgeschobene Kanüle injiziert. Zuvor erfolgte eine Gadoliniuminjektion, damit unter anschließender Magnetresonanztomografie die korrekte Lage kontrolliert werden konnte.
Das Ergebnis: Bei acht Patienten wurde das Tumorwachstum zumindest vorübergehend gestoppt. Bei drei Patienten ging der Tumor sogar zurück. Die mittlere Überlebensdauer konnte auf immerhin 17,8 Monate gesteigert werden. „Da die Studie ohne Vergleichsgruppe durchgeführt wurde, weiß man zwar nicht mit Sicherheit, wie sehr die Behandlung das Leben der Patienten verlängert hat. Es ist deshalb wichtig, diesen therapeutischen Ansatz in weiteren Studien zu untersuchen „, kommentiert Prof. Dr. med. Veit Braun die Ergebnisse.
Klinikum Jung-Stilling bietet gute Bedingungen für pädiatrische Hirntumor Patienten im Raum Bonn
Zur Person: Prof. Dr. med. Veit Braun gilt als international renommierter Experte für die Behandlung von Hirntumoren im Kindes- und Erwachsenenalter. Am Diakonie Klinikum Jung-Stilling führen er und sein Team in zwei Hybrid-Operationssälen jährlich rund 1.900 neurochirurgische Eingriffe durch. Die Mediziner können dabei auf eine moderne Ausstattung mit Neuronavigation, Fluoreszenz und 3D-Bildwandler zurückgreifen, was bei herausfordernden Operationen im Kopfbereich ein Vorteil sein kann.
(1) Perez-Larraya, Jaime Gállego, Garcia-Moure, Marc et. al. (2022) Oncolytic DNY-2401 Virus for Pediatric Diffuse Intrinsic Pontine Glioma. In: New England Journal of Medicine 2022, 386: 2472-2481.
Professor Dr. med. Veit Braun ist Chefarzt an der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Kopfoperationen wie bei Hirntumor, Aneurysma, Angiom oder Jannetta werden in hochmodernen Operationssälen mit 3D-Bildwandler, Neuronavigation, Fluoreszenz und Neuromonitoring durchgeführt. Das gesamte Spektrum der modernen Neurochirurgie wird geboten. Das ärztliche Team der neurochirurgischen Abteilung innerhalb des Klinikums besteht aus 13 Mitarbeitern, von denen 6 Fachärzte für Neurochirurgie sind.
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Diakonie Klinikum Jung-Stilling-Krankenhaus Neurochirurgische Klinik
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