Das Duell der Städte, um den Titel „Mode-Hauptstadt Deutschland“: Die Berliner wollen ihn haben, die Düsseldorfer ihn nicht loslassen. Ein neues Ranking listet die wichtigsten Modemetropolen des Landes auf. Neben Düsseldorf und Berlin gibt es noch ein paar andere Städte, die man nicht unbedingt erwarten würde, die es aber in die Top 10 geschafft haben. Um der deutschen Modebranche auf den Grund zu gehen, hat die Esprit einen „Modekompass“ entwickelt. Insgesamt wurden Daten von 75 Städten in sechs Kategorien miteinander verglichen.
- Wie groß ist die Modeindustrie der jeweiligen Stadt?
- Welche Stadt bietet das beste Einkaufserlebnis?
- Wo gibt es die erschwinglichsten Preise?
- Wo kann man am besten eine Modeausbildung machen?
- Welche Stadt hat die größte Social-Media-Community im Bereich Mode?
- Und in welchem Ort gibt es generell das größte Kulturangebot?
Die Geschichte der Mode-Hauptstadt
In Sachen Mode drehte sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts alles um Berlin. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Stadt in Schutt und Asche, ca. 80 % der Berliner Modebetriebe waren zerstört. Daher wurde ein neuer Standort gesucht und gefunden: Düsseldorf. Eine große Modenschau fand hier 1949 unter freiem Himmel statt. So eine Straßenmodenschau hatte es vorher noch nie gegeben. Dabei präsentierten 120 Models die neuste Mode, auf der Düsseldorfer „Kö“ (Königsallee) und mehr als 15.000 Besucher schauten ihnen dabei zu. In den Folgejahren vervielfachte sich die Zahl der Aussteller und überschritt im Jahre 1969 die Marke von 1.000. Als 1982 die Modenschau „Collections Premieren Düsseldorf (CPD) eingeführt wurde, erlangte die Rhein-Metropole auch in der Modewelt internationale Bekanntheit. In der Spitzenzeit kamen mehr als 2.700 Aussteller zur CPD. Im Jahre 2012 wurde das Konzept in Düsseldorf angepasst und die CPD wurde durch die Düsseldorfer Fashion Days (DFD) ersetzt. Unter diesem Namen empfängt Düsseldorf eine Woche lang internationale Mode-Einkäufer, die hier in einem der 600 Showrooms Ware für die nächste Saison ordern können. Laut Esprit lockt Düsseldorf mit dem besten Einkaufserlebnis: 91 Modeläden kommen auf 100.000 Einwohner. Mit elf Modemessen ist die Stadt Spitzenreiter bei den Branchenevents.
Dem gegenüber steht Berlin. Nirgendwo haben mehr Marken ihren Hauptsitz – das verschafft Berlin die größte Modeindustrie Deutschlands. Außerdem gibt es hier mit 33 die meisten Modehochschulen und eine beachtliche Anzahl an Modelagenturen für Berlin kann man ebenfalls finden. Jedoch hat sich der deutsche Autohersteller Mercedes-Benz von seinem Hauptsponsor der Berliner Fashion Week verabschiedet und will nur noch für einzelne Projekte mit ausgewählten Marken zusammenarbeiten — auf der kommenden Berliner Fashion Week etwa mit Marc Cain. Hat Berlin damit seinen Status als Mode-Hauptstadt Deutschlands abgeschafft? Scott Lipinski, Vorsitzender des Fashion Council Germany, sieht den Rückzug eines großen Sponsors als Chance, das Konzept der Berlin Fashion Week zu überdenken. Gemeinsam mit der Wirtschaftsabteilung des Berliner Senats hat der Verein das Berlin Contemporary ins Leben gerufen. Hier beschreibt er, wie eine aufgefrischte Berlin Fashion Week aussehen sollte. Ein Format, mit dem wir Brands zusammengestellt haben und ihnen ermöglichen, an besonderen Berliner Orten ihre neuste Kollektion zu präsentieren.
Wer ist denn nun Deutschlands Mode-Hauptstadt?
Die beiden Favoriten könnten unterschiedlicher nicht sein. Berlin gilt als modische, dynamische Stadt, die große Trends setzt. Düsseldorf dagegen ist elegant und modern, kleiner als Berlin und familiärer. Beide Städte haben unterschiedliche Bedeutungen. „In Berlin wird gefeiert, in Düsseldorf wird gearbeitet“, scherzen sie in der Modewelt. Während es in Berlin um große Modenschauen und aufwändige Inszenierungen von neuen Kollektionen geht, dreht es sich in Düsseldorf viel mehr um das Geschäftliche. In Berlin können Einzelhändler einen ersten Blick auf die Mode werfen – und in Düsseldorf kann sie dann geordert werden. Am Ende arbeiteten sie als Konkurrenten um den Titel der Mode-Hauptstadt gut zusammen und führten gemeinsam die deutsche Modeszene an. Anders als in Italien oder Frankreich wird Deutschland also nicht von einer, allen anderen klar überlegenen, Mode-Hauptstadt repräsentiert, sondern gleich von zwei Städten.
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