Globalisierte Massenproduktion – Herausforderungen für die Agrarwirtschaft, Warenherstellung und Dienstleistungen in der Europäischen Union – Diskussionsbeitrag von Jörg Trübl, Verwaltungsrat der MABEWO AG in Küssnacht am Rigi in der Schweiz.
Die Globalisierung prägt die weltweite Produktion von Waren und Dienstleistungen und übt einen enormen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft aus.
Zweifellos eröffnet die Globalisierung enorme Effizienzgewinne, doch sie geht auch mit beträchtlichem Transportaufwand und einem komplexen System gegenseitiger Abhängigkeiten einher. Eine der Grundvoraussetzungen für die Globalisierung ist die Massenproduktion. In der Europäischen Union (EU) ist die Massenproduktion ein fester Bestandteil der Volkswirtschaften, um im globalisierten Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Auf der anderen Seite macht sich die EU für den Schutz regionaltypischer Erzeugnisse und Produktionsprozesse durch die aktive Mitgestaltung des globalen Handels stark. Aktivitäten der EU betreffen im Besonderen den Schutz der Vielfalt regionaltypischer Erzeugnisse und Produktionsprozesse durch Handelsverträge und garantierte Schutzstandards. Dennoch stellt sich die Frage, inwieweit die globalisierte Massenproduktion erfolgreich und risikominimierend für die Waren- und Dienstleistungsproduktion in der Europäischen Union zukünftig gestaltet werden muss? Gibt es für die Landwirtschaft Besonderheiten?
Warenproduktion in der Europäischen Union – Schub seit 1990
Die Globalisierung weitet sich seit den frühen 1990er Jahren aus. Konsens war, dass der Fortschritt den Weg zu mehr Demokratie ebnete und das Öffnen der Märkte zu einer friedlicheren internationalen Zusammenarbeit führten. Diese Aspekte werden überwiegend als positiv bewertet. Dreißig Jahre später geht die Diskussion davon aus, dass die aktuelle technische und wirtschaftliche Revolution die Funktionsweisen der Volkswirtschaften und der Gesellschaften grundlegend verändern wird. Die zunehmende Geschwindigkeit der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen beschleunigt den globalen Wandel. Risiken werden heute stärker gewichtet. Die Europäische Union versucht die globalisierte Wirtschaft stärker zu regulieren und hat besonders für die Landwirtschaft gesonderte Modelle entwickelt.
Wirtschaftliche Bedeutung der EU
Ein großer Teil der Warenproduktion in der EU besteht aus massenproduzierten Produkten, die aufgrund ihrer Stückzahl und des niedrigen Preises den globalen Markt bedienen. Die Herausforderung besteht darin, diese Produkte so effizient wie möglich herzustellen, um die Kosten niedrig zu halten und dennoch eine hohe Qualität zu liefern. Für 80 Länder ist die EU der wichtigste Handelspartner. Über 80 Prozent der europäischen Exporteure sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die EU-Exporte machen 15 Prozent der weltweiten Ausfuhren aus. Zurückzuführen ist dies neben dem europäischen Handelssystem auch auf die zahlreichen Handelsabkommen.
Grenzen der Globalisierung
Dennoch sind der Globalisierung und dem globalen Produktionsprozess der Märkte Grenzen gesetzt, wie der Dienst am Menschen. Die sogenannten Dienstleistungen sind nur bedingt exportierbar. Ähnlich trifft dies auch für regional spezifische Produkte zu, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse, die an klimatische Bedingungen geknüpft sind. Zudem fördert die Globalisierung Massenproduktion von Lebensmitteln und deren Transport um die halbe Welt. Dies widerspricht dem Nachhaltigkeitsanspruch. Neue Konzepte und Lösungen für eine landwirtschaftliche Produktion als ökologisch nachhaltige Agrarwirtschaft, die mittelfristig die Ernährungssicherheit bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen sicherstellt, sind gefragt. Der Anbau lokaler Produkte in unmittelbarer Nähe des Konsumenten, um frische Waren ohne Zeitverlust und Umweltverschmutzung durch Transporte anzubieten, sind erforderlich.
Vorteile der wirtschaftlichen Globalisierung in Europa
Ein Vorteil der Globalisierung liegt in der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen und der Stärkung des Arbeitsmarktes. Ein positiver Effekt der globalisierten Produktion liegt in der Befriedigung der Verbraucherinteressen an preisgünstigen Waren und der größeren Verfügbarkeit verschiedener Produkte auf dem Markt. Die EU hat sich in vielen Bereichen als führend in der Produktion von Massenprodukten etabliert und eine starke Position auf dem Weltmarkt erreicht. Politischer Konsens ist, dass dies nicht ausreicht.
Regulierung der Wirtschaft
Neue Anforderungen und Richtlinien werden in der EU-Handelspolitik verfolgt, mit den Zielen, Möglichkeiten für europäische Unternehmen für den fairen globalen Wettbewerb zu öffnen, Beschäftigung, Menschenrechte, Sozial- und Sicherheitsstandards, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung nach den ESG-Prinzipien (Environmental Social Governance) zu fördern. Mit dem ESG Legal Framework legt die EU einen gesetzlichen Rahmen fest, der Europa und die Welt insgesamt nachhaltiger gestalten soll.
Risiken der globalisierten Massenproduktion
Das Risiko der globalisierten Massenproduktion liegt jedoch in den oft nicht eindeutig bestimmten Bedingungen für die Herstellung von Produkten. Dies betrifft auch die Agrarwirtschaft. Die Nachfrage nach billigen Waren kann dazu führen, dass Unternehmen an anderer Stelle sparen, insbesondere in Bezug auf Umwelt- und Sozialstandards. Beispielsweise tragen billige Fertigungsmaterialien zur Verschmutzung der Umwelt bei, zuzüglich des Transportaufwands. In der Agrarwirtschaft und landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion betrifft dies vornehmlich die Risikoproduktion von Pestiziden und Düngemitteln, die eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit darstellen. Die europäische Handelspolitik verfolgt das Ziel der strategischen Autonomie, um als Instrument gegen wettbewerbsverzerrende Subventionen und als Instrument für das internationale Beschaffungswesen (IPI) fairer und gerechter zu werden.
So müssen beispielsweise Pestizide und Düngemittel bestimmten Anforderungen entsprechen und dürfen nur in begrenztem Maße eingesetzt werden. Auch die Vorgaben zur Luft- und Wasserqualität haben Auswirkungen auf die Produktion, um Emissionen zu reduzieren. Diese Regularien und Vorgaben haben auch Auswirkungen auf die Unternehmen, die in der EU produzieren, und müssen beachtet werden, um den hohen Standards zu entsprechen.
EU-Agrarpolitik: Nachhaltigkeit statt Massenproduktion
Die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) zählt zu einem der wichtigsten Aufgabenfelder der Europäischen Union. Fokus liegt im Interesse der EU-Mitgliedsstaaten eine gemeinsame Politik zu gestalten, um die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen, Nutzung und Erhaltung der natürlichen Ressourcen sowie die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Räume zu stärken. Eine weitere Herausforderung für die Warenproduktion in der EU ist die Notwendigkeit der Anpassung an den globalisierten Wettbewerb. Viele Unternehmen haben ihre Produktion ins Ausland verlagert, um die Kosten zu senken und mit der Konkurrenz mithalten zu können. Dies hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der EU. Durch Direktzahlungen zur Einkommenssicherung will die EU-Agrarpolitik der europäischen landwirtschaftlichen Produktion Anreize geben, mit gleichzeitiger Sicherstellung, dass die höheren Standards in den Bereichen Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz eingehalten werden.
Entstanden ist ein neues Instrument mit den sieben Öko-Regelungen, als Belohnungssystem mit Anreiz, um die europäische Landwirtschaft zu freiwilligen zusätzlichen Leistungen für die Umwelt zu motivieren. Bereits bekannte Öko-Regelungen, wie zum Beispiel die zusätzliche Stilllegung von Ackerland oder Extensivierung von Dauergrünland zur Förderung von Biodiversität, sind mit Angeboten wie die Bewirtschaftung von Agroforstsystemen, Natura 2000, Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln oder vielfältige Kulturen erweitert worden.
GAP-Strategien honoriert landwirtschaftliche Produktion
Ökologischer Landbau und Tierschutzmaßnahmen sind wesentliche Instrumente der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik. Diskussionsgegenstand ist die mögliche Stärkung der resistenten landwirtschaftlichen Produktion durch die Förderprogramme des GAP-Strategieplans, während gleichzeitig gesellschaftliche Umwelt- und Klimaschutzleistungen stärker honoriert werden sollen. Das Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, um ländliche Räume zukunftsfähig zu machen. Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile der Globalisierung zu nutzen und gleichzeitig die regionale Vielfalt zu schützen. Im Besonderen setzt die EU auf die Förderung von Forschung und Entwicklung, um wettbewerbsfähige Produkte, die in der EU hergestellt werden, für den globalen Markt attraktiv zu gestalten. Eine weitere Möglichkeit sieht die EU in der Reduzierung der Bürokratie und der Steuersätze für alle Unternehmen, auch der Agrarwirtschaft, um attraktive Bedingungen für Investitionen in der EU zu schaffen.
V.i.S.d.P.:
Jörg Trübl
Umweltingenieur
Verwaltungsrat MABEWO AG
Die MABEWO AG steht für Nachhaltigkeit. „Make a better world“ investiert in die Zukunft und entwickelt innovative Technologien, um die größten Herausforderungen unserer Zeit zu lösen: Klimaschutz, Energiewende, Ressourcenschonung und Lebensmittelversorgung. Herr Jörg Trübl ist ausgebildeter Umweltingenieur und verfügt über 20 Jahre praktische wirtschaftliche Erfahrung in der Unternehmensführung als Berater, Coach und CEO von KMUs in Europa.
Firmenkontakt
MABEWO AG
Jörg Trübl
Chli Ebnet 3
6403 Küssnacht/Rigi
+41 41 817 72 00
https://www.mabewo.com/
Pressekontakt
MABEWO AG
Maximilian Fischer
Chli Ebnet 3
6403 Küssnacht/Rigi
+41 41 817 72 00
https://www.mabewo.com/
Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.