Wenn bei einem schon überkronten Zahn die Notwendigkeit einer Wurzelkanalbehandlung festgestellt wird, werden wir oft gefragt, ob wir die nötige Behandlung durch die vorhandene Krone hindurch machen können.
Generell finden wir dir Frage logisch, denn natürlich wollen auch wir Ihre Zahnrestauration retten. Eine Antwort auf diese Frage können wir jedoch leider erst nach einer Untersuchung mit ersten Röntgenaufnahmen und 3D-Aufnahmen geben. Erst einmal müssen wir Dichtigkeit und Freiheit von Karies einer Krone (oder einer anderen „Suprakonstruktion“, wie es in der Fachsprache heißt) überprüfen. Wenn eine Suprakonstruktion nicht suffizient, also dicht ist, dann kann nach sehr kurzer Zeit eine Reinfektionen der Wurzelkanäle auftreten.
Zudem müssen wir auch „behandlungsstrategisch“ einen möglichst axialen Zugang zu den Kanälen des Zahnes anstreben. Ist der Zugang zur Zahnwurzel nicht gerade und spannungsfrei, folgen oft Komplikationen in Form von abgebrochenen Instrumenten, Schwächung des vorhandenen Zahnersatzes, Abplatzung der Verblendungen, wodurch die Funktion und Ästhetik der Krone beeinträchtigt wird. Jede Wurzelbehandlung daher beginnt mit dem Aufräumen von oben bis zur Wurzel („präendodontischer Aufbau“, Füllung,).
Wir können die Frage also nicht pauschal beantworten, denn es kommt auf den individuellen Behandlungsfall an. Wurde eine Krone adhäsiv befestigt und ist „dicht“ und der Zahn darunter kariesfrei, ist meistens die Wurzelbehandlung auch durch die künstliche Krone hindurch möglich. Denn bei einer adhäsiven Befestigung ist die Krone, im Unterschied zu einer Zementbefestigung, anhaftend und dicht mit der darunter liegenden Zahnsubstanz verbunden.
Aus unserer Erfahrung als Zahnarzt wissen wir, und dies zeigen auch wissenschaftliche Studien, dass der Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung nicht nur davon abhängt, ob die Wurzelbehandlung mit sehr guter Qualität durchgeführt wird, sondern ebenso sehr davon, ob die langfristige Dichtigkeit der Suprakonstruktion (adhäsive Füllung, Teilkrone , Krone) gesichert ist. Eine undichte Suprakonstruktion reduziert den Behandlungserfolg signifikant, wie eine Untersuchung von Ray & Trope (1995) zeigt, bei der der durchschnittliche Erfolg der Wurzelkanalbehandlungen von 91,4 % auf 44,1 % sinkt. Andere Studien zum „koronalem Leakage“ ( so heisst „Undichtigkeit von oben durch die Krone“ in zahnärztlicher Sprache) zeigen eine Reinfektion des Kanalsystem schon nach sieben Tagen, wenn der Zahn nicht gut ausreichend verschlossen und versorgt war.
Die Krone vor der Wurzelbehandlung zu entfernen, hat in der Praxis insgesamt „handwerkliche“ Vorteile, die aber oft auch auszugleichen sind. (ich verstehe den Satz/Sinn nicht!) Es ist also aus verschiedener Hinsicht von Vorteil, die Wurzelkanalbehandlungen mit einer Erneuerung der Krone oder Teilkrone zu kombinieren, um einen möglichst hohen Therapieerfolg zu erzielen. Bei Kronen, die Teil einer großen und neuen prothetischen Arbeit sind, kann aber auch die Entscheidung angemessener sein, die Behandlung durch die vorhandene Krone hindurch auszuführen.
Letztlich treffen wird diese Entscheidung ganz individuell und mit Ihnen gemeinsam.
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