2019 aßen die Deutschen ca. 2,8 Kilo Erdbeeren pro Kopf. Haupterntezeit der beliebten süßen Früchte sind die Sommermonate Juni und Juli. Die Corona-Pandemie sowie die klimatischen Veränderungen stellen die Erdbeerbauern in diesem Jahr vor eine Herausforderung. Frank Uwihs, Sonderkulturen-Experte der AGRAVIS Raiffeisen AG, gibt im Interview einen Überblick über die Saison 2020.
Herr Uwihs, seit April werden die Erdbeeren nun schon gepflückt. Doch die Erdbeersaison wird durch Nachtfröste, Trockenheit und die Corona-Pandemie beeinflusst. Wie lautet Ihr vorläufiges Fazit für die diesjährige Saison?
Uwihs: Eines wird ganz deutlich: in diesem Jahr findet eine Rückbesinnung auf in der Heimat produzierte Früchte statt. Im langjährigen Mittel von 2019 zeigt sich, dass der Verkauf von Beeren an den Endverbraucher im Februar 2020 um fast 25 Prozent angestiegen ist. Ich empfehle Erdbeeren, die frisch vom Feld gepflückt werden. Sie haben die kürzesten Transportwege und sind am frischesten. Auch in diesem Jahr haben Landwirte mit der Trockenheit zu kämpfen. An vielen Standorten ist eine zusätzliche Beregnung leider nicht möglich, was teilweise Trockenschäden an den Pflanzen verursacht. Insgesamt können wir aber mit der Erdbeersaison zufrieden sein, denn Ertrag, Qualität und Preis stimmen.
Welche Anbau-Trends gibt es in diesem Jahr? Und wie entwickeln sich die Anbauflächen in Deutschland?
Uwihs: Seit einigen Jahren sticht der geschützte Erdbeeranbau als Trend hervor. Erdbeeren werden vermehrt in Hochtunneln bzw. unter Folie angebaut, anstatt auf freier Fläche. Dadurch sind sie vor Witterungen geschützt und können zu qualitativ hochwertigen Früchten heranreifen. Das zeigt sich auch in der Verteilung der Anbaufläche. Während sich der Tunnel-Anbau stetig erweitert, verringert sich die Freilandfläche. Der Anbau innerhalb von Deutschland bleibt mengenmäßig gleich. Allerdings erhöhen sich stellenweise die Einfuhren wegen des größeren Supermarktangebotes außerhalb der Saison. Corona-bedingt fällt das Angebot aus Spanien, wegen fehlender Erntehelfer, in diesem Jahr geringer aus.
Hat die Corona-Krise den Absatz beeinflusst? Gibt es mehr Selbstpflücker? Wie ist die Situation mit den Erntehelfern?
Uwihs: Der Absatz der Direktvermarktung deutscher Ware ist angestiegen. Außerdem pflücken deutlich mehr Kunden Ihre Erdbeeren selbst. Die Situation mit den Erntehelfen ist zwar deutlich besser geworden, aber noch nicht bei 100 Prozent angekommen. Große Hitzeperioden sind bei der Ernte nicht unbedingt zuträglich, denn die Früchte sind dann alle auf einmal erntereif. Ein halbwarmes Jahr mit etwas Regen ist für die Ernteplanung wesentlich vorteilhafter.
Welche Tipps und Tricks können Sie Landwirten und Hobbyanbauern für eine gelungene Ernte an die Hand geben?
Uwihs: Eine gute Pflege der Kultur sowie ausreichend Feuchtigkeit sind das A und O. Hobbyanbauer sollten unbedingt die Ausläufer der Pflanzen entfernen, damit sich die Erdbeerpflanze komplett auf die Produktion von Früchten konzentrieren kann. Beim Düngen gilt „weniger ist manchmal mehr“, um unnötiges Laubwachstum zu verringern. Außerdem empfiehlt sich die Kultur bis spätestens Anfang August für die Ernte im Folgejahr einzupflanzen.
Wann endet die Erdbeersaison? Wird es durch Corona Auswirkungen auf die Saison 2021 geben?
Uwihs: Die Haupterntezeit der Sommersorten (z. B. Korona, Sonata, Rumba) endet im Juli. Damit ist die Erdbeersaison aber noch nicht zu Ende, denn sogenannte remontierende Erdbeeren (wie z. B. Charlotte, Florentina, Furore) sind immer tragend und bringen bis in den Herbst hinein bzw. bis zu den ersten Frösten frische Erdbeeren. Welche Auswirkungen Corona auf die Saison 2021 hat, lässt sich noch nicht abschätzen. Ich glaube aber, alle Betriebe haben aus den Ereignissen diesen Jahres ihre Schlüsse gezogen und gehen gut vorbereitet in die Saison 2021.
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