Lídia Masllorens (*1967 Girona) ist eine international bekannte Künstlerin, deren Bedeutung auf dem Kunstmarkt rapide zunimmt. Ihr Debut in Deutschland feierte sie mit großem Erfolg in der Galerie 100 Kubik in Köln im Jahr 2019. Nun folgt dort die zweite Ausstellung „Dies ist auch kein Porträt“ mit neuen spektakulären Arbeiten der Katalanin. Es lohnt sich, die hauptsächlich großformatigen Malereien, die bisweilen an Kalligraphie erinnern, im Original anzuschauen: die physischen Dimensionen der ausdrucksstarken Gesichter nehmen die Betrachter:innen direkt ein und rufen Staunen hervor. Bis zum 6. August 2021 ist die Ausstellung in der Galerie zu sehen oder auf der Webseite in einem virtuellen Rundgang erlebbar.
Lídia Masllorens‘ Arbeit basiert auf formaler Reduktion, Präzision und Expressivität. Ihr Interesse gilt dem Menschen und dessen Wesen. Die Augen als Tor zur Seele stellen daher ein besonders wichtiges Element ihrer Arbeiten dar. Diese rätselhaften Blicke sind es auch, die die Betrachter:innen fesseln und zum inneren Zwiegespräch mit den Werken einladen. Interessant in diesem Kontext ist, dass die Gesichter jedoch keine echten Menschen repräsentieren, sondern der Fantasie der Künstlerin entspringen und somit eine gewisse Universalität ausstrahlen, ohne an individuellen Zügen einzubüßen.
Stilistisch zeugen die gestischen Malereien von enormer Ausdruckskraft und einer persönlichen Handschrift der Künstlerin, worin der internationale Erfolg ihrer Werke begründet liegt. Masllorens schafft eine faszinierende Balance zwischen kalligraphisch anmutenden präzisen Strichen und expressivem Farbauftrag, wobei sie sich auf schwarze Farbe beschränkt. Nichts soll vom eigentlichen Sujet, dem menschlichen Ausdruck, ablenken. Dabei umreißt sie mit lockerem Strich die Konturen der Gesichter, um diese von einer wilden Haarpracht zu umgeben. Lose Haarsträhnen sorgen für Dynamik, während der Blick als Zentrum der Komposition eine ruhige Präsenz ausstrahlt.
Masllorens‘ prägnanter Stil, der zwischen expressiv und wild, markant und sensible elegant changiert, lässt diese Ausstellung zu einem nachhaltig beeindruckenden Erlebnis werden. Es sind Werke von großer Schönheit und emotionaler Tiefe gleichermaßen, die trotz figurativen Motiven ein gewisses Maß an Abstraktion einbinden.