Mainz (ots) –
„Bergbaugeschichte geht zu Ende. Das macht schon traurig. Und dass man als Bergmann nicht mehr gebraucht wird.“ Mit der Braunkohle, bis heute wichtigster Arbeitgeber in der Lausitz, ist spätestens 2038 Schluss. Gut für die Umwelt – eine Herausforderung für die Menschen. Autor Gregor Eppinger hat sie durch ein Jahr im Umbruch begleitet. So wie Michael (61), Steiger im Tagebau Jänschwalde bei Cottbus. Eine Lausitz ohne Kohle ist für ihn nicht vorstellbar. Doch das Ende rückt jeden Tag näher. Das dokumentiert die „37°“-Reportage „Abgebaggert – Leben ohne Kohle“ am Dienstag, 10. August 2021, 22.15 Uhr. Die „37°“-Sendung steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.
Ramona (55) hat 15 Jahre als Maschinistin in der Kohle gearbeitet. In den 1990er-Jahren wurden dann mehr als 70.000 Stellen in der Lausitzer Kohleindustrie gestrichen, auch Ramonas. Heute arbeitet sie bei einem sozialen Träger in Hoyerswerda, zu dem auch die Tafel gehört. Den Lohn bezahlt das Arbeitsamt durch ein Förderprogramm für Langzeitarbeitslose. Ramona geht es wie vielen in der Lausitz: Arbeitslosenhilfe, Umschulung, Hartz IV und die nächste Weiterbildung.
„Ich bin eine stolze Lausitzerin“, sagt Abim (43). Und wenn es möglich ist, soll das auch so bleiben. 2002 kam sie aus Kamerun, hat in Cottbus promoviert, drei Kinder zur Welt gebracht und eine Arbeitsstelle bei der Lausitzer Energie Bergbau AG, dem Kohlebetreiber in der Lausitz, gefunden. Doch Kohleausstieg heißt auch Personalabbau: Abims Arbeitsvertrag wurde nicht verlängert. Ihre drei Töchter wollen unbedingt bleiben. „Ich denke, dass für meine Kinder hier die Zukunft nicht so groß ist. Aber es wäre schön, wenn nicht alle umziehen oder wegziehen.“
Hoa und Chièu kamen zu DDR-Zeiten in den 1980er-Jahren als sogenannte Vertragsarbeiter aus Vietnam in die Lausitz. Chièu arbeitete in der Kohle, Hoa im Textilkombinat. Doch kurz nach der Wende verloren beide ihre Arbeit. Es begann für sie ein Überlebenskampf in einer Region, die immer strukturschwächer wird. Heute betreiben sie ein Teehaus in Lauchhammer und arbeiten rund um die Uhr. Aufgeben ist keine Option für das Ehepaar, für das die Lausitz ein Zuhause geworden ist.
„Wenn der Bagger vor der Türe steht, dann bleibt keine andere Wahl“, sagt Marianne (81). Die Angst, dass sie ihr Haus wegen der Kohle räumen muss, begleitet sie ihr ganzes Leben. Seit Jahrzehnten kämpft sie gegen die Umweltzerstörung durch die Kohleindustrie. Der Ort Proschim steht auf der Liste der Dörfer, die als Nächstes abgebaggert werden könnten. Das Dorf ist gespalten in jene, die ihr Haus gewinnbringend an den Kohlebetreiber verkaufen, und jene, die den Ort retten wollen. Solange sie kann, will Marianne dafür kämpfen, dass der Ort auch die nächsten 100 Jahre erhalten bleibt.
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