StartseitePolitik und RechtFrauen in der Coronakrise: Mehr Misshandlungen, ungewollte Schwangerschaften und gefährliche Abtreibungen vor allem in Afrika

Frauen in der Coronakrise: Mehr Misshandlungen, ungewollte Schwangerschaften und gefährliche Abtreibungen vor allem in Afrika: OnPrNews.com

(Mynewsdesk) Kampala/Freetown – Die Coronakrise trifft Frauen auf der ganzen Welt besonders hart: So werde die Anzahl von ungewollten Schwangerschaften, unbehandelten Krankheiten und Fällen von Gewalt gegen Frauen laut Angaben der SOS Kinderdörfer weltweit deutlich steigen – vor allem in Afrika. „Wir sehen schon jetzt die katastrophalen Auswirkungen, die COVID-19 auf die weibliche Bevölkerung hat“, sagt Boris Breyer, stellvertretender Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit. „Die Pandemie verstärkt die Ungleichheiten. Millionen Frauen und Mädchen brauchen jetzt Schutz und Hilfe!“

Frauen sind in der Coronakrise besonders belastet, weil sie hauptsächlich die Arbeit in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Supermärkten verrichten und sich mehrheitlich um Kinder kümmern, deren Kindergärten und Schulen geschlossen sind. Darüber hinaus sind Frauen auch gesundheitlich stärker von den Corona-Maßnahmen betroffen: Durch die Ausgangssperren sind Kliniken, Gynäkologen und Apotheken nicht zugänglich. Dadurch sind frauenärztliche Vorsorgeuntersuchungen und medizinisch notwendige Behandlungen nicht möglich sowie Verhütungsmittel nicht erhältlich. Die Folge: Gezielte Familienplanung ist unmöglich.

„Die Geburtenrate wird drastisch ansteigen! Dadurch verschärft sich die Armut vor allem für Frauen und Kinder verheerend”, sagt Breyer. „Wir werden mehr Straßenkinder, Waisen und verlassene Kinder sehen.“

Zudem seien wegen der Corona-Beschränkungen momentan Präventionsmaßnahmen gegen häusliche Gewalt nicht verfügbar, wodurch das Missbrauchsrisiko auf engstem Raum für Mädchen und Frauen deutlich ansteige.

Folgen der Coronakrise für Frauen in Afrika

Die Gesundheit der Frauen ist besonders gefährdet: Hier verschlimmern die Corona-Maßnahmen die bereits bestehende Armut. Schlechte Infrastrukturen wie beispielsweise katastrophale Straßenverhältnisse (welche den Gang zum Arzt zu einem schwierigen und langwierigen Unterfangen machen) sowie die Illegalität von Abtreibungen erschweren die Lage zusätzlich.

Situation in afrikanischen Ländern

Uganda: Unsaubere Abtreibungen und höhere Müttersterblichkeit

In dem ostafrikanischen Land müssen die Frauen immer weitere Strecken zurücklegen, um einen behandelnden Arzt zu finden, der sie untersucht oder eine Entbindung durchführt. „Die Frauen aus abgelegenen Gebieten haben außerdem keinen Zugang zu Verhütungsmitteln“, sagt Olive Lumonya, Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Uganda. „Da die Frauen durch die Ausgangssperren ohnehin keine Einkünfte mehr haben, hätten sie ohnehin kein Geld für Verhütungsmittel.“ Lumonya rechnet deshalb damit, dass es zu mehr unsauberen und gefährlichen Abtreibungen kommen wird, mehr Mütter sterben und dadurch viele Kinder zu Waisen werden.

Sierra Leone: Mehr Infektionen und Vergewaltigungen

Durch die Coronakrise gehen Frauen seltener oder gar nicht mehr zum Arzt. „Sie greifen stattdessen zu Hause auf traditionelle Behandlungsmethoden zurück“, sagt Sophie Ndong, Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Sierra Leone. „Nur in extremen Notfällen kommen sie ins Krankenhaus. Oft ist es dann aber schon zu spät.“ Durch die Ausgangssperre sind Frauen und Mädchen zudem verstärkt häuslicher und sexueller Gewalt ausgesetzt. „Wir beobachten auch einen Anstieg von Vergewaltigungen, die vor allem bei jungen Mädchen zu unerwünschten Schwangerschaften oder sexuell übertragbaren Infektionen führen.“ Es wird mit einem Anstieg von Infektionen wie HIV gerechnet.

Gambia: Steigende Schulabbrecherrate und Kinderarbeit

In Gambia – einem der ärmsten Länder der Welt – befürchten die Behörden einen starken Anstieg der Geburten und damit eine drastische Verschärfung der Armut der Familien. „Werden mehr Kinder geboren, müssen auch mehr Personen ernährt werden. Das belastet Familien sehr“, sagt die nationale Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Gambia, Mariatou Sallah. „Die Gesundheit der Kinder wird sich sehr verschlechtern, viele werden nicht mehr in die Schule gehen können und ins Ausland zum Geld verdienen geschickt werden.“

Ghana: Mehr Waisen-, Straßen- und misshandelte -Kinder

Viele Kinder werden durch die Todesfälle von Sars-CoV-2-infizierten Eltern zu Waisen. Durch die wachsende Armut und Arbeitslosigkeit leben mehr Kinder auf der Straße, da sich ihre Eltern nicht mehr um sie kümmern können. „Die Zahl der verstoßenen Kinder wird steigen“, sagt der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Ghana, Alexander Kekula. „Zudem bemerken wir schon jetzt eine Zunahme von Misshandlungen gegenüber Kindern und Jugendlichen.“

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Stichwort: „Coronahilfe weltweit“

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

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